Claverie leitete 2014 ein Team von Wissenschaftlern, die lebende Viren in Sibirien isolierten und nachwiesen, dass sie trotz Jahrtausenden im Permafrost immer noch in der Lage sind, einzellige Organismen zu infizieren. Die im Jahr 2023 veröffentlichten Forschungsergebnisse zeigten, dass es an sieben verschiedenen Orten in Sibirien mehrere Virusstämme gibt, die kultivierte Zellen infizieren können. Einer der Mikroorganismen war 48.500 Jahre alt.
„Die von uns isolierten Viren waren nur in der Lage, Amöben zu infizieren, und stellten keine Gefahr für den Menschen dar. Wir haben jedoch genomische Spuren von Pockenviren und Herpesviren identifiziert, die als Krankheitserreger beim Menschen bekannt sind“, so Claverie.
Die größte Gefahr geht jedoch nicht vom schmelzenden Permafrostboden aus. „Die Gefahr geht von einem anderen Faktor der globalen Erwärmung aus: dem Verschwinden des arktischen Meereises. Diese Veränderung wird die Schifffahrt, die Verkehrsverbindungen und die industrielle Entwicklung in Sibirien verstärken. Es sind groß angelegte Bergbauarbeiten geplant, bei denen riesige Bohrungen und Minen in den tiefen Permafrost gebohrt werden, um Öl und Erz zu fördern. Dabei werden riesige Mengen von Krankheitserregern freigesetzt, die sich dort noch befinden. Die Bergleute werden dort hinabsteigen und die Viren einatmen. Die Folgen könnten katastrophal sein“, erklärte Claverie.